Gerade sitze ich in in den Karpaten, dem Gebirge, von dem ich gewiss nie dachte, es einmal zu bereisen.
Ganz ohne Planung genieße ich dieses Geschenk.
Ich schreibe inmitten von Gesumme und saftigem Grün. Jorma spielt neben mir auf der Wiese mit seiner Heißklebepistole und konstruiert neue Maschinen, die einfach so aus ihm heraus zu fließen scheinen. Ich bin oft erstaunt, über alles was scheinbar unangestrengt in diesem Kopf vorgehen mag.
Bereits zu Hause habe ich meine Tanzabende mit den ersten Sonnenstrahlen auf der Terasse unseres Häuschens in Dietzhausen vorbereitet. Zwischendurch gelang es mir auch dort, unser Falkenpäarchen zu bestaunen oder Karlotta auf ihren Streifzügen zu erhaschen.
Ich liebe es, draußen zu sein. Das war schon als Kind so.
Die Arbeit im Büro hatte für mich immer etwas bedrückendes und sehr gern war ich unterwegs zu den Firmen meiner Klienten, weil ich offenes Terrain vor mir hatte. Am liebsten hatte ich Hausbesuche, da konnte ich im Garten mit den Klienten sprechen und selbst schwere Themen haben sich besser verdauen lassen.
Vielleicht bin ich später auch ein wenig deswegen Körpertherapeutin geworden, denn Dinge in Bewegung bringen, dass hat eine sehr besondere Magie. Hier erinnere ich mich besonders gern an einen Tanzabend zur Sommersonnenwende in Schleusingen. Dort haben wir auf einem Flußgrundstück getanzt, inmitten von weichem Feengras und herrlichen Bäumen.
Auch an manchen unserer Stellplätze, wie im Gebirgszug vor der Vikos Schlucht, am See in Bulgarien, am tollen Olt – Fluß in Rumänien ginge es wunderbar zu tanzen – die Wiesen haben oft eine Weite, die es bei uns nur noch selten zu finden gibt. Irgendwie will trotzdem der extra neu erstandene Lautsprecher mit meinem Laptop nicht wirklich die vertraute Wellenmusik aussenden. Fast als gehört es gar nicht zu meinem jetzigen Lebensabschnitt. Manchmal schwingt die Sehnsucht nach meiner zurückgelassenen Arbeit so schwer in meinem Herzen, dass ich die Vermutung habe, ich halte mich ganz bewusst fern davon. Ein interessantes Muster – um neue Schritte zu wagen und erst im richtigen Moment altes und neues wieder zu verweben. Wohlwissend: Verloren geht mir das alles nicht.
Nun habe ich mich selbst mit unserem Camper in Bewegung gesetzt und kommende Aufgaben gilt es, neu zu erschließen. Ich merke, wie ungewohnt es für mich ist, vermeintlich ohne Aufgabe unterwegs zu sein. Mein Verstand arbeitet Stunde um Stunde und fragt sich manchmal, wo das strukturierte alte Leben abgeblieben ist. Das Leben, was vermeintlich Sicherheit gespiegelt hat und doch im Herzen ganz klar und deutlich nach Bewegung und Veränderung rief. Ich befinde mich im Zwischenzustand als Wahrnehmende, Schauende, Abwartende und manchmal Hadernde. Viel zu ungewohnt ist das Leben unterwegs. Und doch gibt es zum Glück solch genussvolle Momente wie gerade eben – sonnenbeschienen und hoffnungsfroh. Die klare Luft der Berge ist wohltuend – mehr als die Zeiten am Meer. Ich spüre, offensichtlich sind wir tatsächlich Bergmenschen – so bald es Bäume gibt und Hügel fühlt es sich heimischer an. Freilich ist das Meer toll, ich merke dort leben wäre auf Dauer nichts für mich.
Reizarme Umgebung hilft mir, zur Ruhe zu kommen und kreativ zu sein. Es gab Zeiten, da habe ich aufgrund meiner Schmerzen gemeint, ich müsse auf eine Alm ziehen, um keine neuen Reize verarbeiten zu müssen. Ein wenig besser ist es geworden, doch spätestens wenn wir hier in eine Stadt fahren, spüre ich schnell, wie mein Kopf zu schwirren beginnt und meine Muskeln sich anspannen. Städte meide ich längst nicht nur wegen Karlotta.
Jorma liebt das Leben unterwegs. Frei Sein ist sein zweiter Name, möchte ich meinen. Und es gibt so viele Möglichkeiten, natürlich zu lernen – herrlich.
Nun möchte ich kein Leben im völligen Rückzug kreieren – mit Kind ist das sowieso nicht angebracht, doch ich bin dankbar für die Orte, die sich mir in ihrer Ruhe und Schönheit zeigen.
Gibt es dann noch einen Internetanschluss ist die Chance, dass mein Arbeitsplatz mitten in der Natur liegt, gegeben.
Und es gibt sie, die Kontakte mit meinem 5 Rhythmen Lehrer und die Nachfragen bzgl. Terminen im Herbst.
So bin ich gefordert, da ich noch gar wenig Antworten in mir spüre und freue mich gleichzeitig darüber, Anbindung zu haben.